typisch Fachhochschule

Anders als Universitäten stehen bei den Fachhochschulen die praktischen Anwendungen von Wissenschaft im Vordergrund. Im Untertitel vieler Hochschulen findet man die englischsprachige Bezeichnung ''university of applied sciences'', also ''Universität für angewandte Wissenschaften''. Diese Hochschulform legt von Anfang an einen hohen Wert auf die Praxisnähe des Studiums. So müssen Studenten bei fast allen Fachhochschulstudiengängen vorab praktische Erfahrungen nachweisen. Dies kann durch ein mehrwöchiges Praktikum oder eine passende Berufsausbildung erfolgen. Praktika dauern oft mindestens sechs Wochen und können, wie beim Studium Landwirtschaft auch schon mal 12 Monate auf 12 Monate hochgehen. Diese Praktika müssen größtenteils bereits vor Studienbeginn absolviert werden oder spätestens in den nächsten Semesterferien nachgeholt werden. Eine Berufsausbildung, die ''einschlägig'' ist und so zum gewählten Studiengang passt, ersetzt dann das Praktikum.

Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Hochschularten ist die Qualifikation der Lehrenden. Während Universitätsprofessoren im Laufe ihres akademischen Aufstiegs keinerlei ''praktischen'' Erfahrungen sammeln müssen, werden von Hochschullehrer an Fachhochschulen mindestens 5 Jahre Berufspraxis erwartet, davon drei Jahre außerhalb einer Hochschule. Zudem wird auch hier eine Promotion erwartet und selbstverständlich eine pädagogische Eignung.

Typisch: Fachhochschulreife als Zugangsqualifikation
Während man für ein Universitätsstudium die ''Allgemeine Hochschulreife'' benötigt, reicht an Fachhochschulen die ''Allgemeine Fachhochschulreife''. Diese kann nicht nur an einem Gymnasium erworben werden, sondern vor allem an Fachoberschulen, Höheren Handelsschulen und anderen mehr. Im Gegensatz zur Allgemeinen Hochschulreife habe diejenigen mit Fachhochschulreife bereits eine Schule besucht, in der sie den ersten Praxisbezug als Bestandteil des Unterrichts kennen gelernt haben (zum Beispiel Höhere Handelsschulen oder Fachoberschulen für Gesundheit und Soziales). In den letzten Jahren steigt auch die Zahl derer, die ohne Hochschulreife an einer Fachhochschule studieren.

Typisch: Bachelor reicht aus für einen Berufseinstieg
Schon mit dem Bachelor kann man relativ problemlos den Einstieg in einen Beruf finden. Ein Masterabschluss ist nicht zwingend notwendig um beruflich voranzukommen.

Typisch: Fachhochschulen sind regional gut erreichbar
Fachhochschulen sind räumlich wesentlich näher an ihrer Studierenden, als die Unis, die oft nur in größeren Städten angesiedelt sind. Oft verfügen Fachhochschulen über mehrere Standorte, die über eine größere Fläche verteilt sind. Ein Beispiel: Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Ostfalia mit ihren Standorten in Salzgitter, Suderburg, Wolfenbüttel und Wolfsburg.

Typisch: Geisteswissenschaften kommen an Fachhochschulen nicht vor
Geisteswissenschaftliche Studiengänge findet man an Fachhochschule nicht. Eher bieten die Fachhochschulen Studiengänge im Bereich Technik, Wirtschaft (Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik, Bauwesen usw.) Gestaltung (Design) und Sozialwesen an. Naturwissenschaften gibt es zwar auch an FH, aber dann fast immer mit dem Zusatz ''angewandt'' (z.B. angewandte Chemie) oder ''Physikingenieurwesen''.

Typisch:Oft günstigere NC, aber längere Wartezeiten
Bei den Auswahlgrenzen (''NC'') fällt besonders an Fachhochschulen auf, dass dort nicht die Noten extrem hoch sind, sondern vor allem lange Wartezeiten anfallen. Ein Beispiel: Für den Studiengang ''Soziale Arbeit'' an der Hochschule Osnabrück betrug die Wartezeit im vergangenen Wintersemester 14 Halbjahre. Der Grund: Viele Bewerber
an Fachhochschulen verfügen bereits über Berufsausbildungen und Praxiserfahrungen, die als Wartezeit anerkannt werden.

Typisch: Auch duale Studienmöglichkeiten an Fachhochschulen weit verbreitet
Während an Universitäten sehr selten so genannte ''duale Studiengänge '' angeboten werden, findet man sie zunehmend häufiger an Fachhochschulen. Das besondere an den dualen Studiengängen ist die enge Verzahnung einer Berufsausbildung mit einem Studium. Oft wechseln die Studierenden für längere Praxisphasen in ein Unternehmen, bei dem sie auch angestellt werden.

Typisch:Praxisnähe vereinfacht Einstieg ins Berufsleben
Auf Grund der größeren Nähe zur Praxis haben die Studierenden an Fachhochschulen oft schon während des Studiums eine klare Vorstellung von dem, was sie später beruflich erwartet. Oft werden die Bachelorarbeiten eng mit Fragestellungen in Unternehmen verzahnt. Praktika vor der Bachelorarbeit verstärken den Praxisbezug noch einmal deutlich.

Typisch: Frühe Spezialisierung an Fachhochschulen
Während an Universitäten eine Spezialisierung erst im Verlauf des Studiums erfolgt, müssen sich Fachhochschulstudierende schon recht früh auf die Fachrichtung festlegen. Ein Beispiel aus dem Bereich Wirtschaft. Universitäten bieten hier im Bachelor eigentlich nur die Studienmöglichkeiten ''Wirtschaftswissenschaft'', ''Betriebswirtschaftslehre'', ''Volkswirtschaftslehre'' und in jüngster Zeit ''International Business'' an. Anders die Fachhochschulen. Sie differenzieren schon im Bachelor. Zwar kann man auch hier ''Betriebswirtschaftslehre'' studieren, aber viele Hochschulen bieten von vorherein spezielle Richtungen innerhalb der Betriebswirtschaftslehre an. Beispiele: ''Tourismus'', International business, Bankbetriebswirtschaft, Angewandte Volkswirtschaft, Sozial- und Gesundheitsbetriebswirtschaft und viele mehr. Im Gegensatz zur Uni müssen sich die Studieninteressierten an Fachhochschulen schon früher entscheiden, in welche Richtung sie eigentlich gehen wollen.

Typisch: Viele private Fachhochschulen konkurrieren mit staatlichen Fachhochschulen
Während private Universitäten in Deutschland eher die Ausnahme sind, gibt es im Bereich der Fachhochschulen mittlerweile eine Vielzahl an privaten Fachhochschulen. Im Gegensatz zu staatlichen Schulen fallen an den privaten Hochschulen Studiengebühren an. Außerdem haben sie oft keinen Numerus Clausus, sondern führen eigene Auswahlverfahren durch, deren regeln die Hochschule dann selbst aufstellen kann.